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Julia Deen / Altertumswissenschaft
  • Created on 2022-12-18 23:59:20
  • Modified on 2023-01-03 03:20:33
  • Translated by DeepL
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Deutsch
English
Der Inhalt dieses Aufsatzes sollte seit geraumer Zeit
als Einleitung zu einer Revision oder encyklopädischen
Uebersicht derjenigen Kenntnisse dienen , die man gewöhnlich
philologische nennt . Zwischen den Jahren 1783 und 1790 , als
der Verfasser auf einem damals berühmten Sitze Deutscher
Gelehrsamkeit zu lehren anfing , fühlte er sich ohne
ünterlass beunruhigt von dem Wunsche , sich selbst und seinen
Zuhörern bestimmtere Rechenschaft zu geben über den
allgemeinen Begriff , Gehalt , Zusammenhang und Hauptzweck
jener Studien ; über welches alles die Schriften der
anerkanntesten Kenner wenig befriedigendes darboten . Einige die
auf solche Betrachtungen sich beiläufig einliessen ,
schwankten unentschlossen über die vornehmsten Tendenzen dieses
ganzen Zweiges der Gelehrsamkeit , etwa wie gewisse Mitglieder
einer geheimen Gesellschaft , nicht immer Neulinge ,
einander über die Idee und Absicht ihres Ordens befragen ;
viele behaupteten , man erlerne die alten Sprachen der
Geschichte und sogenannten Sachkenntnisse halber , wogegen
die meisten das Lesen und Verstehen der Schriftsteller in
den Grundsprachen als den letzten Zweck und die
vielseitigste Beschäftigung mit den Sachkenntnissen als blosses
Mittel zum Verständniss der Schriftsteller betrachteten . Hie
und da hörte man wol sogar urtheilen , überhaupt dürfte
der Betrieb dieser Studien sich am besten durch die enge
Verbindung rechtfertigen , worin sie nun einmal mit der
gesammten Litteratur der Neuern , besonders mit manchen
unserer nützlichsten und nutzbarsten Wissenschaften ständen ,
da freilich der erste Rang eigentlich solchen Kenntnissen
gebühre , welche die Grundlagen des heutigen
gesellschaftlichen Wohlstandes und aller bürgerliclien Glückseligkeit
ausmachten : eine Ansicht , die manchem weisen Staatsmanne
gefallen muss , der jede Wissenschaft gerade in dem Masse
schätzt , als sie zu den Künsten des Erwerbes im Frieden
und im Kriege , zur Verbesserung der Finanzen , der
Fabriken , des Handels , der Land- und Haus-Wirthschaft
beitragen mag . Haec studia annonam non reddunt viliorem , soll ernst jemand
von den Sprachkenntnissen des Alterthums gesagt haben . Die
Griechen hatten für dergleichen Denkart ein ausdrucksvolles Wort , das
uns Neuern mangelt , vermuthlich weil uns die Idee lange fremd war , αἰσχροκέρδεια .


Diese und andere von einander abweichende Meinungen
verdoppelten des Verfassers Eifer , die höchsten
Gesichtspunkte der alterthümlichen Philologie möglichst genau zu
erfassen , und einen Versuch zu machen , wie sich die
einzelnen , theils auf Deutschen Universitäten seit beinahe
hundert Jahren erläuterten , theils noch in der Folge zu
bearbeitenden Doctrinen zu einem organischen Ganzen vereinigen
liessen , um alles , was zu vollständiger Kenntniss des
gelehrten Alterthums gehört , zu der Würde einer wohlgeordneten
philosophisch-historischen Wissenschaft emporzuheben .
The content of this essay should have served for some time as an introduction to a revision or encyclopedic survey of that knowledge which is usually called philological .
Between the years 1783 and 1790 , when the author began to teach at a then famous seat of German scholarship , he felt himself without respite troubled by the desire to give himself and his audience a more definite account of the general concept , content , connection and main purpose of those studies ; about all of which the writings of the most recognized connoisseurs offered little that was satisfactory .
Some of those who casually engaged in such reflections wavered undecidedly about the noblest tendencies of this whole branch of scholarship , like certain members of a secret society , not always novices , questioning each other about the idea and intention of their order ; many claimed that the ancient languages were learned for the sake of history and so-called knowledge , whereas most regarded the reading and understanding of writers in the basic languages as the ultimate end , and the most varied occupation with knowledge as a mere means of understanding the writers . "
Here and there one heard even the opinion that in general the pursuit of these studies might be best justified by the close connection in which they stood with the entire literature of the moderns , especially with some of our most useful and usable sciences , since , of course , the first rank actually belonged to such knowledge which constituted the foundations of today ' s social prosperity and all bourgeois happiness : a view that must please many a wise statesman who values every science precisely to the extent that it may contribute to the arts of acquisition in peace and in war , to the improvement of finances , of factories , of trade , of agriculture and domestic economy . "
Haec studia annonam non reddunt viliorem , someone is said to have said seriously about the language knowledge of antiquity . The Greeks had an expressive word for such a way of thinking , which we moderns lack , probably because the idea was long foreign to us , αἰσχροκέρδεια .

These and other divergent opinions redoubled the author ' s zeal to grasp the highest points of view of ancient philology as precisely as possible , and to make an attempt how the individual doctrines , some of which had been expounded at German universities for almost a hundred years , and some of which were still to be worked on subsequently , could be united into an organic whole , in order to raise everything that belongs to a complete knowledge of learned antiquity to the dignity of a well-ordered philosophical-historical science . "

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